Der unendliche Winter

Wintersaison 2020


Acht monate Schnee, sieben auf dem Schlitten

Diese Saison war mit Abstand der längste Winter, in dem ich Schlitten gefahren bin.

Bereits im September bekamen wir tiefe Temperaturen von 26 Grad minus.

Das heißt, es gab eine ideale Grundlage des Bodens, um eine Verbindung mir dem kommenden Schnee einzugehen. Ebenfalls gab es keine Tauperioden mit Plusgraden wie in den vergangen Wintern.

So konnten wir bereits mit dem ersten Schnee, Ende September, unsere Trainingslängen mit dem Hundewagen auf Strecke von 20 bis 30 Kilometer bringen. Normal sind wegen der scharfkantigen Aufkiesung unsere Wege max. zehn Kilometer.

In der Herbstsaison dann öfters frische Bärenspuren auf dem Weg, da stellen sich schon mal die Nackenhaare. Schaut mal die Größenverhältnisse der Pfoten.

Wir hatten, als der Schnee Ende Oktober zum Schlittenfahren ausreichte, schon einige Trainingskilometer unter den Pfoten. Die Schneemengen hielten sich zurück, sodass wir im Gegensatz zu den vergangen Jahren am Anfang der Saison wenig Energie mit Tiefschneespuren aufbringen mussten. Deshalb legten wir von Anfang an gleich größere Strecken mit dem Schlitten zurück.  Die Schneelage war so gut, dass bereits Anfang Dezember der Schneemobilclub von Ljungdalen/Störsjön die Trails erstmals präparierte.

Normal ist kurz vor Weihnachten. Dadurch bot sich eine weitere Möglichkeit, die Streckenlängen zu erhöhen. Leider stiegen die Temperaturen wieder. Mit der Folge, dass unsere Flüsse und Seen sehr verzögert zufroren und es nicht leicht zu erkennen war, ob man sie schon befahren konnte.

So passierte es : Mitte Dezember brach mein Team bei der Flußüberquerung durchs Eis.

Zum Glück konnte ich ankern und sie wieder aufs feste Eis ziehen.

Zu Beginn meiner Gästesaison hatten wir ein sehr gut vorbereitetes Hundeteam vor dem Schlitten.

 

Die Temperaturen blieben die gesamte Saison über mild, selten betrugen die Temperaturen unter zwanzig Grad minus. Unser Skooterclub löste das Überfahrungsproblem der Flüsse, indem sie Wasser auf das dünne Eis pumpten, um es so von oben gefieren zu lassen und so zu verdicken. Ihr seht, der Klimawandel wird zum Problem.

Unsere Gästesaison war dieses mal für mich leichter planbar, weil alle Trails zu befahren waren und ich nicht an vereiste bzw. schneefreie Trails denken musste. Auch dieses mal hatte ich sehr unterschiedliche Gäste bei uns auf der Huskyfarm. Wir hatten gute Touren und gute Erlebnisse und es gab für mich wieder einmal viel zu lernen, zu schmunzeln und zu beobachten. Die Hunde machten einen guten Job, meine Gäste ließen sich auf Neues ein und so hatten wir wieder eine verletzungsfreie Saison.

Der Schwerpunkt lag diesen Winter eher bei Solo Touren, was es leichter machte, die Touren persönlich anzupassen. Zu meinem Bedauern werden Huskytouren immer mehr dem Pauschal / Massentourismus angepasst. Dadurch gab es dieses Jahr leider eine Fehlbuchung  bei Solo Longtrail. Deshalb werde ich Longtrailtouren nur noch für Gäste anbieten, die bereits bei mir gefahren sind. Denn Longtrail erfordert großes Einfühlungsvermögen in die Hunde und Teamfähigkei.

Da verlange ich mehr von meinen Gästen als andere Anbieter. Unsere Gästesaison endete Ende März.

Nun konnte meine eigene Schlittensaison beginnen. Ich hatte jeden Tag das Glück, entweder alleine oder mit meiner Frau auf Tour gehen zu können. Da auch wir hier in Schweden den Einschränkungen des Reiseverkehrs durch Corona unterlagen, hatten wir die Fjällregion für uns alleine. Die Schneevehältnisse waren so gut, dass wir noch bis Mitte Mai direkt von der Hundefarm unsere Touren starten konnten. Danach wurden Hunde und Schlitten verladen und an die Schneegrenze gefahren, um von dort aus zu starten. Den Schlitten verpackte ich Anfang Juni, der nun weiche Schnee wurde zu tief, um mit den Hunden fahren zu können.

Leider gab es den Winter über immer wieder Spannungen im Hunderudel, weil wir einen Generationswechsel in der Rangordnung hatten. Im Freilauf waren sie dadurch weniger friedlich und spannungsgeladen, ich musste mehr auf die Hunde als auf meine Gäste achten. Unsere Hunde brauchten leider nach Jahren wieder eine " Starke Hand ".

Aber insgesamt eine sehr gute Saison, wir kamen alle auf unsere Kosten und ich habe viel dazugelernt.

Wir brauchten dieses Jahr wenig Booties, viel Fleisch und Fett und nur einen Kufenbelag.

Es gab diese Saison nur eine leicht verdrehte Schulter bei Spetan, war nach zwei Wochen wieder OK .

Ich empfinde tiefen Respekt vor der Leistungsfähigkeit der Hunde, sieben Monate Schlitten zu ziehen.

Gruß ingo

Ps. Ausgleichende Gerechtigkeit : Bei einer meiner letzten Flußüberquerungen war ich es, der mit dem gesamten Schlitten eingebrochen ist. Die  " Schlanken Jungs " blieben diesmal trocken und zogen mich zurück aufs Eis.